Leserbrief zum Bericht im Grenchner Tagblatt vom Donnerstag, 06. Juli 2023

«Mini-Atomkraftwerke als «Plan B»?


Sichere Versorgung, aber ohne Kernenergie

In den 90er Jahren habe ich das Informations- und Ausbildungszentrum für die Kernkraftwerk Leibstadt AG mitgebaut. Die Zeiten haben sich seit dem Projekt Leibstadt aber verändert.

Das Bundesamt für Sicherheit der nuklearen Entsorgung hat am 10. März 2021 ein umfangreiches Gutachten zu den Mini-Kernkraftwerken präsentiert. In der kritischen Gesamtbewertung heisst es: «Keine der diskutierten Technologien ist derzeit bzw. absehbar am Markt verfügbar. Gleichzeitig werden sie mit ähnlichen Versprechen wie zu den Reaktoren in den 1950ern und 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts angepriesen.

Gegenüber Atomkraftwerken mit grosser Leistung könnten zwar einzelne Mini-Kernkraftwerke potenziell sicherheitstechnische Vorteile erzielen, da sie pro Reaktor ein geringeres radioaktives Inventar aufweisen. Die hohe Anzahl an Reaktoren, die für die gleiche Produktionsmenge an elektrischer Leistung notwendig ist, erhöht das Risiko jedoch insgesamt um ein Vielfaches.

Die Mini-Kernkraftwerke sind in der Entwicklungsphase. Die Abfallproblematik bleibt unverändert, ebenso das Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung.

Bei einem Wiedereinstieg in die Atomenergie wären wiederum lange Betriebs-, Sicherheits- und Störfallrisiken in Kauf zu nehmen. Umfangreiche Zwischenlager- und Brennstofftransporte wären weiterhin erforderlich. Auch ein Endlager wäre in jedem Fall weiter erforderlich.»

Die Zeiten haben sich verändert und so hoffe ich, wir uns mit ihnen.
«Technologie Offenheit» heisst heute für mich die vorhandenen Technologien weiterzuentwickeln und so das Klimaziel Netto-Null zu erreichen, mit der Versorgungssicherheit, aber ohne Kernenergie.


Remo Bill, Kantonsrat SP, Grenchen