Kolumne Mittwoch, 04. Februar 2015 im Grenchner Tagblatt

Baukultur in der Stadt Grenchen

Die Bauten der Nachkriegszeit in der Stadt Grenchen sind in die Jahre gekommen. Sanierungen stehen an. Das Bewusstsein für den Schutz und den sanften Umgang mit den wertvollen Bauten aus den 50ern und 60ern ist jedoch gering. Es sind aber gerade Bauten aus dieser Zeit, welche unsere Stadt prägen. Sie erzählen die Geschichte einer Epoche, so wie dies Bauten des Jugendstils oder des Barocks tun. Ein respektvoller und weitsichtiger Umgang mit dem jüngeren baulichen Erbe sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein.

Die kantonale Denkmalpflege hat letztes Jahr unter dem Titel «Baukultur im Kanton Solothurn 1940-1980» die jüngste Inventarerweiterung veröffentlicht. Darunter befinden sich auch Bauwerke aus der Stadt Grenchen. Wie soll mit den schützenswerten Qualitäten in Zukunft umgegangen werden? Die früheren Bauten weisen oft eine schlechte Energiebilanz auf und müssen saniert werden.

In letzter Zeit sind in Grenchen markante Bauten durch unsachgemässe Fassadensanierungen verunstaltet worden. Das ursprüngliche architektonische Erscheinungsbild wurde zerstört. Zum Beispiel wurde das ehemalige gläserne Bürogebäude der Howeg, ein städtebaulich markantes Gebäude an der SBB Linie, mit einer «billigen Blechfassade» eingekleidet. Beim Certina-Gebäude an der Bahnhofstrasse wurden die verglasten Brüstungen - ein wichtiges architektonisches Element - durch Blechelemente ersetzt. Beim Fabrikationsgebäude ETA Werk 8 an der Schmelzistrasse wurden bei der Fassadensanierung die verglasten Brüstungen entfernt und mit einer verputzten Kompaktfassade «verunstaltet». Dem Geschäftshaus «Luterbacherhof» wurde durch das Entfernen der filigranen Schaufensterboxen mit der neuen Schaufensteranlage der schwebende Charakter des Baukörpers genommen.

Doch es gibt auch Gebäude, die gut saniert wurden. Das Bürogebäude Forum wurde mit einer neuen Fassade versehen. Der architektonische Ausdruck des Gebäudes wurde beibehalten. Bei der Sanierung des Haldenschulhauses war das Ziel der Architekten von Anfang klar: den Sichtbeton und somit die architektonische Erscheinung so zu belassen, wie es 1962 erbaut wurde. Es wurde schon in der Projektphase mit dem damaligen Architekten Hans Dietziker Kontakt aufgenommen.

Welche Umstrukturierungen stehen als Nächstes an? Beim Centro-Hochhaus, «einem Zeitzeugen des industriellen Aufschwungs» hoffe ich, dass die notwendige Fassadensanierung das Ortsbild und die Skyline der Stadt nicht verändern wird. Das Parktheater ist eine Ikone in der Schweizer Architektur, ein Bauwerk von nationaler Bedeutung. Der Wakkerpreis 2008 war sicher auch dank diesem Gebäude an Grenchen verliehen worden. Der geplante Umbau ist nicht optimal gestartet worden. Es fehlte die Kommunikation mit dem Erbauer und wegen der Einsprache durch die ehemaligen Architekten wurde es zu einem Politikum. Die SP steht dennoch zum Projekt Rodania!

Ich hoffe, dass die «Diskussionen» zum Centro-Hochhaus und zum Parktheater einen Beitrag geleistet haben, die Öffentlichkeit für wertvolle Bauten in Grenchen zu sensibilisieren!

Remo Bill, Präsident und Fraktionschef SP Grenchen