«wenn kinder eine siedlung bauen». heini bürkli/remo bill

ein projekt mit meinem freund heini bürkli, kunstschaffender, rüttenen, während der jubiläumsausstellung «unruhige köpfe» anlässlich 20 jahre künstlerhaus s11 solothurn 1998.

«kinder realisieren und zeigen ihre phantasien zum begriff siedeln. sie tragen zum bewusstsein der wachsenen bei, die kinder zwar als konsumenten umwirbt, ihre bedürfnisse in siedlungsprojekten aber nur in nischen vorhanden und meistens von erwachsenen ausgedachtes anbietet. bei der gemeinsamen arbeit mit kindern verstanden sich die erwachsenen fachleute als partner, als anreger und helfer, die schwierigkeiten beseitigten und informationslücken füllen können. gleichzeitig waren die kinder anreger und beratende fachleute».

Text von Anna Bürkli zu diesem Projekt:

Heini Bürkli/Remo Bill: Wenn Kinder eine Siedlung planen

Für Heini Bürkli war es seit Beginn klar, dass er sich mit siedlerischen, bzw. architektonischen Fragen auseinandersetzen wollte. So ist es naheliegend, dass er sein Team mit dem Architekten Remo Bill ergänzt hat. Dass die beiden es mit Kindern vervollständigten, ergibt sich aus der festgestellten Lücke in Bezug auf Kinderfragen in der Planung von Siedlungen. Die Kinder, im Alter von 10 bis 13 Jahren, wurden angeregt, ihre Bedürfnisse zu formulieren. Ihre Ideen wurden anhand von konkreten Vorschlägen in ein Siedlungsmodell umgesetzt.

Dieses Ziel zu erreichen setzte aber einen langen Arbeitsweg voraus: Mit der Erwartung, dass Kinder grundlegend anders denken als Erwachsene, wurde die Realisation des Projektes in Angriff genommen: «Wir setzten voraus, dass Kinder Gedanken und Ideen hätten, weiche Erwachsenen nicht einfallen würden», erklärt Bürkli. Aufgefallen ist aber, was das Fazit des Projektes besagt: «Kinder sind keine Revolutionäre». Sie geben wieder, was ihnen von Erwachsenen eingegeben wird. «Allerdings haben wir die schöne Erfahrung gemacht, dass Kinder nach Aufklärung verlangen. Sie wollen etwas wissen».

Mit gezielten Fragestellungen wurde versucht, den Kindern Aussagen zu ihren Bedürfnissen zu entlocken. «Diese Kinder haben sich zum Beispiel überhaupt nicht für Tierhaltung interessiert, keines wünschte sich Haustiere». Reagierten die Kinder auch nach mehrmaligen Nachfragen nicht, haben die Projektleiter nicht mehr weiter insistiert.

Bei Kindern müssen zuerst Denkprozesse ausgelöst werden. «Deshalb konnten wir viele Probleme gar nicht ausdiskutieren, um dies zu erfüllen, hätten wir mit den Kindern über eine noch längere Zeitspanne hinweg zusammenarbeiten müssen». So haben die Kinder zum Beispiel die Energiefrage mit: «Häuser heizt man mit Öl oder Strom» abgetan.

Heini Bürkli und Remo Bill haben sich ihre Arbeit aufgeteilt: Bei architektonischen Problemen konnten sich die Kinder an den Fachmann wenden. Er informierte sie über die Architektur. Hein! Bürkli hat ihnen Fragen auf gesellschaftspolitischer Ebene gestellt.

Siedlungen werden von Erwachsenen gebaut, die auch bestimmen, was kinderfreundlich ist. Die Idee des Projektes ist es, dass die Betrachtenden eine Siedlung aus der Perspektive der Kinder beurteilen können. Es wird ersichtlich, was die Kinder beim Wohnen beanspruchen und was ihnen dabei wichtig ist. Das Projekt zeigt auch, dass Siedlungsfragen nicht, im Sinne der Erwachsenen, «kindisch» gelöst werden müssen, sondern durchaus reelle Aspekte beinhalten. Im östlichen Raum des zweiten Stockes des Hauses präsentiert sich nun das Resultat. Es besteht aus einem Siedlungsmodell, erklärt mittels einer Legende an der Wand. Eine Fotodokumentation zeigt die Kinder während dem Arbeiten. Schliesslich hat Heini Bürkli die Ergebnisse seiner Befragungen ausgewertet und kommentiert.

Text: Anna Bürkli